Mein Name ist Marie-Theres Schrodt, ich bin 67 Jahre alt, verwitwet und Mutter einer 23 jährigen Tochter. Ich lebe seit meiner frühen Kindheit in Kernscheid und bin dort stark verwurzelt. Mittlerweile im Ruhestand, habe ich mein Berufsleben als Dipl. Betriebswirtin im Dienst einer Bank verbracht. In meiner Freizeit liegen mir seit meiner eigenen Jugend die Anliegen, Interessen und die Förderung von Kindern und Jugendlichen sehr am Herzen. Außerdem schwimme ich auch recht gerne mal „gegen den Strom“. Im Pfarrgemeinderat engagiere ich mich mittlerweile in der 3.Wahlperiode.
Was motiviert eine so pragmatische und praktisch veranlagte Frau wie mich dazu? Und das in einer Zeit, in der „ Kirche“ einen so schlechten Ruf erlangt hat, wir bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken und uns die Mitglieder schwinden? Als ich erstmals von diversen Gemeindemitgliedern mit der Bitte konfrontiert wurde, mich zur Wahl zum Pfarrgemeinderat zu stellen, habe ich selbstverständlich Fragen gestellt: Kann ich die Arbeit leisten? Habe ich Zeit, mich einzubringen? Was will ich mit meiner Mitarbeit erreichen?
Da schon mein Vater im Pfarrgemeinderat tätig war, konnte ich einschätzen, was auf mich zu kam. Wenn man etwas bewirken will, etwas ändern möchte und nicht nur Missstände beklagen will, dann muss man sich dafür auch engagieren und stark machen. Ich habe eigentlich immer gerne bei Widrigkeiten und Gegenwind gearbeitet. Deshalb habe ich das Amt angenommen und recht schnell gemerkt: Die Arbeit und auch die Zusammenarbeit mit den anderen PGR-Mitgliedern macht mir Freude Ich kann mich einbringen, kann mitarbeiten, gestalten und etwas bewegen. Eine Herausforderung der besonderen Art war das Jahr 2023. Unser Pfarrer wurde krank und konnte sein Amt nicht mehr ausüben. Seitdem ist unsere Pfarrei vakant. Die Aufgaben mussten von den verbliebenen Hauptamtlichen und dem PGR aufgefangen, neu bewertet, geändert oder gar ganz aufgegeben werden. Eine ganz schwierige Situation. Wie vermittele ich den Gemeindemitgliedern, dass Althergebrachtes, Gewohntes, geliebte Traditionen, nicht mehr in der herkömmlichen Form möglich sind? Dass dafür keine personelle Recource mehr da ist? Dass man sich sogar ganz von etwas verabschieden muss?
Ein solches Thema sind z.B. die Prozessionen. Eine alte, liebgewonnene Tradition! Es gab in der Pfarrei drei Fronleichnamsprozessionen, zusätzlich in St. Georg eine Prozession zu Christi Himmelfahrt und eine (von ursprünglich drei) verbliebene Bittprozession zwischen Irsch und Kernscheid. Wir machten eine Bestandsaufnahme. Kein Pfarrer in der Pfarrei. Bei allen Prozessionen waren massive Teilnehmerrückgänge zu verzeichnen Am stärksten betroffen war die Himmelfahrtsprozession in Irsch. Schweren Herzens entschieden wir, diese einzustellen.
Fronleichnam war ein größeres Problem. Jeder Pfarreienteil „liebt“ seine“ Prozession und die Art der Durchführung. Wir kamen überein, die Prozession im Wechsel in den Pfarreien St. Georg, St. Andreas und St. Anna durchzuführen. Gruppierungen aus den jeweils anderen Teilen können sich gerne in Planung und Durchführung einbringen. Im vergangenen Jahr fand nun erstmals nur eine Prozession in St. Anna statt. Sie wurde gut angenommen. In diesem Jahr ist die Reihe an St. Andreas. Das Gemeindeteam Tarforst hat ihr die Planung übernommen.
Und die Bittprozession? Die Teilnehmer waren auch da weniger geworden, von Irsch kamen nur noch wenige Teilnehmer, der Weg (bergauf/bergab) war für viele ältere Teilnehmer zu schwer geworden. Wir verlegten den Weg nach Kernscheid und boten von Irsch einen Fahrdienst an. Verlauf vom Kollenkreuz auf dem Kernscheider Höhenweg in die Ortsmitte zur Kirche, alles flach, Fußweg bzw. Bürgersteig. Dieses Format wurde leider auch nicht so angenommen, wie erhofft. Von Irsch kamen im ersten Jahr zwei Personen, im vergangenen Jahr niemand. In Kernscheid waren es auch immer die gleichen Teilnehmer, die aber auch zunehmend schlechter zu Fuß sind. Wir haben deshalb in diesem Jahr die (bittere) Entscheidung getroffen, die Prozession einzustellen. Es laufen aber Überlegungen, die Andacht weiterzuführen.
Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Arbeit des PGR. Diese ist vielfältig und mittlerweile auch recht umfangreich. Viele Themen kommen auch in Zukunft auf uns zu. Ich fühle mich in diesem Gremium als Teil eines Ganzen, kann meine Fähigkeiten und Ideen einbringen und sehe darin die Chance, unsere Pfarrei und letztendlich unsere Kirche und unseren Glauben zu stärken und zu bewahren. Und das ist meine Motivation!