Liebe Leserin, lieber Leser,
was ist eigentlich ein Kreuz?
Klar, werden jetzt einige von uns sagen, ein Kreuz besteht aus zwei Balken, einem waagerechten und einem senkrechten, die sich in der Mitte rechtwinklig schneiden. Für uns Christen ein Zeichen von Tod und Auferstehung, da Jesus Christus an ein solches Holzkreuz, das er selbst noch unter dem Jubel einer grausamen Menge auf den Berg Golgotha tragen musste, genagelt wurde und qualvoll gestorben ist.
Aus diesem Hintergrund heraus denken wir vor allem an Schmerz und Leid, wenn wir von den Kreuzen sprechen, die wir in unserem Leben zu tragen haben.
Was genau bedeutet das jetzt, wenn Jesus uns sagt, dass wir nur dann in seiner Nachfolge sein können, wenn wir unser Kreuz nehmen und ihm hinterhertragen? Heißt das, dass wir nur dann echte Christinnen und Christen sein können, wenn wir alles Leid der Welt auf unseren Schultern tragen und quasi mit Leidensmienen durchs Leben laufen – idealerweise bis zu unserem Tod? Heißt das, wir können nur dann wirklich glücklich sein, wenn wir genug leiden? – Manchmal hat man tatsächlich den Eindruck, dass der/die ein oder andere sich erst in seiner/ihrer Opferrolle wohlfühlt und sich immer wieder Situationen sucht, die seelischen Schmerz und Leid verursachen. So frei nach dem Motto: Ich kann gar nicht genug klagen …
Ich glaube nicht, dass wir dazu aufgerufen sind, „bestmöglich“ zu leiden und uns ein ähnlich großes Kreuz wie Jesus aufzuerlegen – und damit besser sind als andere, die nicht so leiden wie wir ... Es geht eher darum, unser tägliches Kreuz, die täglichen Herausforderungen und Aufgaben unseres Lebens anzunehmen, die uns von Gott gegeben sind (nicht die, die wir uns selbst suchen). Und dann den Teil unseres Ichs, der uns ablenkt von Jesu Nachfolge, zurückzulassen. Unseren Stolz, unseren Hochmut, unsere Anmaßung gegenüber unseren Mitmenschen. Das bedeutet aber auch eine gehörige Portion Demut, die wir tatsächlich nur dann erlangen können, wenn wir uns diesen Herausforderungen und Aufgaben stellen und als unser Kreuz mit uns tragen.
Ich frage mich also: Was ist es, was ich zurücklasse? Und: Was trage ich?
Herzlich, Ihre Daniela Standard